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Dr. William Cohn
Berlin 1880 - Oxford 1961
Gelehrter Publizist und Advokat fernöstlicher Kunst
Wolfgang Klose
(English Summary)
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William Cohn 1928
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William Cohn, ein deutscher Kunsthistoriker für fernöstliche Kunst, erfuhr im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts aus Fachkreisen hohe Anerkennung für seine vielfältigen Beiträge. Er war auch in einer weiteren Öffentlichkeit präsent. Heute ist sein Name in Deutschland nur noch wenigen Fachleuten vertraut. In England, seiner zweiten Heimat nach 1938, wird sein Andenken durch die jährlich stattfindende William Cohn Memorial Lecture im Ashmolean Museum Oxford weiter gepflegt.
Als Mitgründer und Mitherausgeber der Ostasiatischen Zeitschrift ab 1912, der bis heute vorbildlichen und damals einzigen internationalen Fachzeitschrift für ostasiatische Kunst, hat er Wesentliches geleistet. Von 1923 bis 1933 war er Mitarbeiter der Berliner Museen. Die von ihm herausgegebenen 11 Bände der Reihe Die Kunst des Ostens (Berlin 1921-1925) sowie die 2 Bände des Jahrbuchs der asiatischen Kunst (Leipzig 1925-1926) waren Sprachrohr der Fachwelt. Seine eigenen Bücher zu japanischer, chinesischer und indischer Kunst waren Pionierarbeiten. Die Nationalsozialisten entfernten ihn 1933 aus seinen Ämtern. Seine Stimme verstummte allmählich.
1938, in seinem 58. Lebensjahr, gelang ihm die Emigration nach Großbritannien, wo er sich einen neuen Wirkungskreis aufbaute. Nach Kriegsende fasste er in Oxford Fuß, wo er ein reiches Erbe hinterließ. Er war Gründer und erster Herausgeber der neuen internationalen Zeitschrift für ostasiatische Kunst Oriental Art, war Berater des Ashmolean Museum und hatte das Recht, ohne besonderen Lehrauftrag Vorlesungen zu ostasiatischer und indischer Kunst durchzuführen. Aus den fast vergessenen Beständen des alten Indian Institute sowie privaten Zustiftungen richtete er das erste Spezialmuseum Englands für ostasiatische Kunst ein. Dieses ist heute als Department for Oriental Antiquities in das Ashmolean Museum in Oxford integ-riert. 1960 verlieh ihm die Universität Oxford den Ehrendoktor der Literaturwissenschaften. Sein Grab befindet sich auf dem Wolvercote Cemetery in Oxford. Es wird von einer Granit-Stele seines Freundes, des Bildhauers Walter Ritchie, geziert. Sie trägt den Text:
William Cohn Hon D Litt 1880 -1961
The Spirit is Activity and Creation and Freedom
Jugend und Studium (1880–1904)
William Cohn wurde am 22. Juni 1880 in Berlin geboren. Er war der dritte Sohn /1/ des Kaufmanns und späteren Preußischen Kommerzienrats Carl Cohn und seiner Ehefrau Rosa, geb. Tuchband /2/. Der Vater handelte en gros mit Posamenten /3/ und stellte solche Artikel in eigenen Fabriken in Berlin und Annaberg in Sachsen her.
William besuchte das Friedrichwerdersche Gymnasium ab 1890 und verließ es am 14. September 1900 mit dem Reifezeugnis. Er studierte in Berlin und Paris Kunstgeschichte und Archäologie und interessierte sich für Ethnologie, Anthropologie und Physiologie. Am 3. November 1904 promovierte er in Erlangen mit der Arbeit: Der Versuch der Aufhebung des „Ich“ bei einigen neueren Philosophen /4/.
Privatgelehrter (1904– - 1912)
Das wohlhabende Elternhaus ermöglichte es William, sich in den Jahren nach der Promotion sorgenfrei seinen gelehrten Interessen zu widmen. Er begann im Jahr 1907 in Zeitungen und Zeitschriften für ein Laienpublikum über japanische und chinesische Kunstthemen zu publizieren und besprach themenbezogene Bücher anderer Autoren. Die Öffentlichkeit zeigte damals großes Interesse für fernöstliche Dingen, insbesondere für Japan, das nach seinem siegreichen Krieg gegen Russland gerade erst in die Völkerfamilie als gleichberechtigtes Mitglied aufgenommen worden war. Es ist beachtlich, dass es Cohn gelang, seine Artikel in angesehenen Zeitschriften ebenso wie in Tageszeitungen entfernter Großstädte unterzubringen, z.B. in der Wiener Neue Freie Presse; Münchener Allgemeine Zeitung; Berliner Tageblatt; Monatshefte für Kunstwissenschaft; Die Schaubühne; Cicerone; Kunstchronik.
Im Jahre 1908 publizierte er sein erstes Buch: Stilanalysen als Einführung in die japanische Malerei /5/. Er legte dabei kein historisch motiviertes Übersichtsbild vor, sondern versuchte eine Bewertung durch Stilanalysen. Mit dieser Arbeit betrat er Neuland. In Japan hatte eine Klassifizierung der eigenen Kunstwerke und ihre Einordnung in Schulen und Zeitabläufe keine für den Westen erkennbare Tradition. Erstmals war im Jahr 1900 eine von japanischen Autoren im westlichen Sinn verfasste Geschichte der japanischen Kunst in französischer Sprache publiziert worden./6/
Dem Vorwort ist zu entnehmen, dass Cohn Reisen durch Europa unternommen hatte, um sich japanische Kunstwerke im Besitz europäischer Sammlungen im Original anzusehen. Seine Auffassung von Kunstgeschichte, die sich später nicht mehr änderte, war es, nur das zur Behandlung und Betrachtung zuzulassen, was (nach seinem eigenen Maßstab) hochrangig war. Waren keine hochwertigen Originale in Europa verfügbar, verließ er sich auf Reproduktionen, vornehmlich Lichtdrucke, in japanischen Serienwerken (Büchern wie auch Zeitschriften, z.B. der berühmten Kokka), die in höchster Druckqualität vorlagen. Privat verfügte er über mehr als 2500 solcher (kostspieliger) Reproduktionen japanischer Kunstwerke, wie er im Vorwort des Buches bemerkt. Cohn muss ein hervorragendes bildhaftes Gedächtnis gehabt haben. Sein für die damalige Zeit sicher einmaliges Anschauungswissen bildete die Grundlage der Betrachtungen in seinem Buch. Es ist ein bis heute lesenswertes Werk.
Wie dem Berliner Adressbuch der Zeit zu entnehmen ist, bezeichnete er sich als Privatgelehrter. In einem der vornehmen Berliner Stadtviertel bewohnte er eine stattliche Wohnung und war telefonisch erreichbar. Zu dieser Zeit wird er Isabella Nathanblut geheiratet haben /7/. Die Ehe blieb kinderlos. Isabella verfügte über keine akademische Ausbildung. Sie war stets bemüht, sich seinem Leben anzupassen, zu lernen und ihm die Arbeit zu erleichtern. Dieses drückt sich auch in den Widmungen aus, die alle Bücher tragen. Er hat sie seiner unermüdlichen Helferin gewidmet.
Isa Cohn war eine ausgesprochene Schönheit, was durch die wenigen erhaltenen privaten Photos der Cohns aus den Berliner Jahren gut belegt ist. Nach Auskunft von in England noch lebenden Freunden (vergleiche Fußnote 67) beeindruckte sie noch in hohem Alter durch ihre strahlende Persönlichkeit. Sie wird als charaktervolle Frau geschildert, die, besser als ihr Mann, in der Lage war, einen Standpunkt auch durchzusetzen. Das Leben in Berlin sei luxuriös und großzügig gewesen. So soll Isa erst in der Emigration kochen gelernt und Hausarbeit verrichtet haben.
Erst nach Erscheinen seines Buches bereiste er den fernen Osten. In den Jahren 1909 und 1910 besuchte er mit seiner Frau Japan und China, 1912 die USA. Die dort gewonnenen Kenntnisse machten ihn zum Mitglied jener damals kleinen Gruppe von Menschen, die eigene Erfahrungen und Augenschein in die wissenschaftlichen Diskussionen über fernöstliche Kunst einbringen konnten.
Herausgeber (1912-1918)
Dennoch wurde er kein Kunsthistoriker. Eine Veränderung seiner privaten Vermögensverhältnisse, die mit dem Tod des Vaters Ende 1910 einherging, zwang ihn, einem Erwerbsberuf nachzugehen. Die Karriere als Wissenschaftler hätte zu lange gedauert und wäre wirtschaftlich auch unsicher gewesen. Der Journalismus, mit dem er seit Jahren bereits vertraut war, lag näher und versprach eine rasche Lösung von Finanzproblemen. So wurde er neben Otto Kümmel im Jahre Mitgünder und Mitherausgeber der Ostasiatischen Zeitschrift (OZ), einer neuen Fachzeitschrift für ostasiatische Kunst. Diese Tätigkeit entsprach Cohns Neigungen und verschaffte ihm schnell Zugang zu der entsprechenden fachwissenschaftlichen Gelehrtenwelt. Im Berliner Adressbuch und später in Kürschners Gelehrtenkalender gab er als seinen Beruf fortan mit Herausgeber an. Der seinem jüngeren Bruder gehörende Oesterheld-Verlag, der eigentlich ein anderes Repertoire hatte, übernahm die Herausgabe der OZ, die sich rasch zu einer internationalen, meinungsbildenden Fachzeitschrift entwickelte.
Die Publikationsliste der nächsten Jahre vermerkt vier weitere wissenschaftliche Arbeiten zur Kunst der Nara- und Heian-Zeit in Japan, wohl Aufarbeitung von liegen gebliebenen Ansätzen aus der Zeit als Privatgelehrter. Die Kunst Japans spielte danach im weiteren Leben Cohns keine besondere Rolle mehr.
In den Jahren 1913 und 1914 unternahm das Ehepaar Cohn eine Reise nach Britisch Indien und Ceylon. Als rares persönliches Zeugnis blieb eine Postkarte an seinen Mitherausgeber Otto Kümmel erhalten /8/. Aus ihr kann man etwas über den Menschen William Cohn, sein Verhältnis zum Kollegen sowie über seinen ausgezeichneten Schreibstil erfahren. Er lebte in Berlin und wurde erst 1916 zum Militär eingezogen. Aus dem Vergleich mit einer entsprechenden früheren Bemerkung über den Militärdienst seines Mitherausgebers Otto Kümmel ergibt sich, dass Cohn nicht an der Front eingesetzt war /9/. So konnte er sich in seiner Freizeit auch weiter der Herausgabe der OZ widmen, die ohne Unterbrechung während des ganzen Krieges erschien.
Herausgeber; Buchautor; Kustos; Mann der Gesellschaft (1918-1933)
Die bereits in den Kriegsjahren erschienenen Publikationen Cohns zeigten den Weg, den er bis an sein Lebensende erfolgreich weiter gehen sollte. Die überwiegende Zahl seiner Arbeiten sind Kommentare, Besprechungen und populäre Darstellungen ostasiatischer Kunst. Man kann die von ihm eingeschlagene Richtung einen ‚gelehrten Journalismus’ nennen. Er wurde zum
Verkünder ostasiatischer Kunst schlechthin, zum Anwalt der Schönheit ostasiatischer Kunstwerke, zum Lehrer. Auch seine Berufung zum Meinungsmacher hatte er früh gefunden. Briefe aus dem Nachlass Wilhelm von Bode im Zentralarchiv der Berliner Museen belegen dies. So rechtfertigt er sich im Brief vom 29.12.1918 gegen eine Kritik Bodes an seiner Buchbesprechung in von Karl Woermann: Die Kunst aller Zeiten und Völker /10/ : Ich wollte vor allem wieder einmal für die ostasiatische Kunst und ihr Studium auf nicht zu eindringlichste Weise werben. Die Anknüpfung an das Buch von Woermann, als die Arbeit eines zünftigen Kunsthistorikers über ostasiatische Kunst schien mir besonders geeignet zu sein. So weit ich sehe, kann eine solche Propaganda nicht häufig und scharf genug gemacht werden. Auch das ostasiatische Kunstmuseum /11/ kann doch nur wirklich gedeihen, wenn es eine Resonanz in den Kreisen aller Kunstforscher hat. Und im Brief vom 07.08.1922 begründet er seine Erwiderung auf Angriffe des Indologen Grünwedel: Es schien mir nötig, die Verständnislosigkeit und Kunstfremdheit Grünwedels ins rechte Licht zu setzen, da er noch immer als Autorität auf dem Gebiete der Kunst gilt /12/.
Immer stärker bezog er auch den indischen Kunstkreis mit in seine Betrachtungen ein. Besprechungen der Bücher anderer Autoren reicherte er mit eigenen Betrachtungen an. Da er keine der asiatischen Sprachen beherrschte, war er auf Sekundärquellen angewiesen. So stand er mit allem, was er verarbeitete, erst in der dritten Reihe - hinter dem Autor und dem Übersetzer. Damit konnte er nur selten originell sein, wenn ihm auch seine analytischen Fähigkeiten und sein großartiges Gedächtnis halfen. Seine Wahl von Vergleichsobjekten folgte seiner persönlichen Vorstellung des ästhetischen Werts eines Stückes mehr als der allgemeinen Meinung, wenn es denn schon eine solche gab. Oft genug schloss sich die Fachwelt seiner Meinung an.
Cohn wurde Autor von weiteren 4 Monographien, sowie 15 (Auktions-) Katalogen von Privatsammlungen. Mit Ausnahme des ersten sind seine Bücher und Kataloge Tafelwerke mit wenig Text. Ein extremes Beispiel ist das 1948 erschienene Buch Chinese Painting das im Original keinerlei erläuternden Text besitzt. Erst der deutschen Fassung wurde ein kunsthistorischer Einführungstext von Madeleine David, Paris, Mitarbeiterin des Musée Guimet und des Louvre, beigegeben. Ein Schwachpunkt seiner Arbeiten war, dass er kein Auge für die Bedeutung der Schrift in der ostasiatischen Kunst hatte. Die Einheit von Bild und Schrift blieb ihm fremd. Ein besonders deutliches Beispiel dafür findet sich im Katalog der Sammlung von der Heydt /13/. Es wundert daher nicht, dass Besprechungen seiner Bücher durch zeitgenössische deutsche, insbesondere aber englische Fachkollegen neben der sehr positiven Gesamtbewertung auch kritische Anmerkungen enthalten /14/.
Die vertragliche Bindung Cohns an die Berliner Museen begann am 1. November 1920. Bis zum 31. März 1923 wurde er durch Werkverträge an der Bearbeitung der Sammlung der Ostasiatischen Kunstabteilung beteiligt. 1921 begann er seine Tätigkeit als freier Dozent an der Lessing-Hochschule, einer Bildungsanstalt für Erwachsene in Berlin. Er veranstaltete Museumsführungen, lernte weitere Exponenten der Kunstgeschichte kennen und konnte mit ihnen zwischen 1921 und 1925 die elfbändige Buchreihe «Die Kunst des Ostens in Einzeldarstellungen» /15/ herausgeben. Das «Jahrbuch der asiatischen Kunst» mit vielen oft zitierten Beiträgen setzte dann die Erfolgsreihe fort /16/.
Am 1. April 1923 wurde er als „Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter“ bei den Staatlichen Museen Berlin fest angestellt. Im Jahre 1924 unternahm er im Rahmen eines bezahlten Urlaubs eine neue Reise nach Ceylon, Indien, Birma, Thailand, Malaysia, Java, China, Japan und die USA. Das Museum stattete ihn mit einer Geldsumme aus, die er für den Erwerb von Kunstwerken für das Museum hätte ausgeben können. Zusammen mit seiner Frau startete er im am 29. Oktober 1924 und kehrte am 26. August 1925 wieder zurück. Sein Reisebericht blieb in den Museumsakten erhalten /17/. Er bemerkt darin zu Beginn: Der Plan meiner Reise war mit Rücksicht auf die Kürze der Zeit und die beschränkten Geldmittel, die zur Verfügung standen, sowie in Anbetracht der langen Abgeschlossenheit Deutschlands von allem wissenschaftlichen Verkehr mit den Gelehrten und Museen des fernen Ostens folgendermaßen angelegt. Kein Versuch von Entdeckungen, sondern nur Kenntnisnahme des seit 1914 Geleisteten. Dabei vor allem Besuch der Stätten, die ich während meines früheren Aufenthaltes in China und Japan 1909/10 und in Indien 1913/14 nicht Gelegenheit hatte aufzusuchen; Anknüpfung von Verbindungen mit Museen und Gelehrten, Beschaffung von neuer Literatur und Abbildungen durch Kauf, als Geschenke, sowie im Austausch. Mit einem generellen Hinweis auf den vorzüglichen Straßenbau, der alle wissenschaftlich interessanten Orte zu erreichen gestattete, auf die korrekte Behandlung durch die englischen Behörden und die große Deutschfreundlichkeit der Eingeborenen in den englischen Kolonien warb er um zukünftige offizielle Exkursionen.
Von wenigen Sätzen abgesehen, enthält dieser Bericht leider keine Würdigung der besuchten Monumente und auch keine Hinweise auf angetroffene Neuigkeiten in Museen und Privatsammlungen. So lässt sich keine Vorstellung davon entnehmen, mit welchen neuen Informationen er zurückkehrte, geschweige denn Information über das seit 1914 Geleistete zu finden. Zu den wenigen Hinweisen gehören die rund 600 km westlich von Peking gelegenen Felshöhlen (Grottentempel) von Yüngang (Provinz Shanxi), die ihm den größten Eindruck der ganzen Reise vermittelt haben. Der Konfuzius-Tempel in Chüfu beeindruckte ihn, die Atmosphäre auf dem heiligen Berg Taishan blieb ihm unvergesslich. Die Aussicht von dort oben war wundervoll. Seine tiefe kunstgeschichtliche Allgemeinbildung dokumentiert sich in einer Beobachtung in Hangzhou. Dort bemerkte er, dass am Westsee der starke Einfluss Chinas auf die europäische Renaissance besonders klar wird, ein Tatbestand, der zu seiner Zeit wohl nur wenigen bekannt war /18/. In den USA setzte er die Freer-Gallery in Washington an die Spitze aller sehenswerten Einrichtungen seines Faches.
Die im Berliner Tageblatt und in Kunst und Künstler anschließend publizierten Reisefeuilletons Aus meinem ostasiatischen Reisetagebuch /19/ wenden sich an eine breite Öffentlichkeit und waren für den Fachmann vielleicht dadurch interessant, dass sie das Ambiente einer Indienreise vor Augen führten. Die im offiziellen Reisebericht immer wieder erwähnten strapaziösen Reiseabschnitte mit tagelangen Eisenbahnfahrten, ungefederten Karren im Straßenstaub, Wegstrecken auf dem Pferderücken und unerfreulichen Schiffspassagen werden dadurch deutlich.
Cohn war nach seinen vielfältigen Veröffentlichungen als Herold, Promotor aber auch als Arbiter für die Kunst Ostasiens anerkannt. Er war ein geschätzter Gast auf Gesellschaften, wie den Montagsgesellschaften beim Direktor der Kunstbibliothek, Curt Glaser, verkehrte freundschaftlich mit dem Verleger Bruno Cassirer und seinem Kreis und beriet Sammler wie den Baron Eduard von der Heydt, der ihn zu sich auf den Monte Veritá bei Ascona einlud /20/. Für die Illustriertenpresse war er in Bildunterschriften „der bekannte Erforscher ostasiatischer Kunst“. Im Alter von 52 Jahren stand er nun hoch oben auf der Leiter persönlichen Erfolges. Menschlich war er der zurückhaltende Mann geblieben, der sein Wissen hilfsbereit an Kollegen weiterreichte. Leonhard Adam bescheinigte ihm dies in der OZ bei seiner Besprechung des Cohnschen Buddha-Buchs von 1925 /21/. 1929 erfolgte Cohns Ernennung zum Kustos am Berliner Völkerkundemuseum.
Der 12. Dezember 1932 war so etwas wie Schluss- und Höhepunkt von Cohns Berliner Zeit. An diesem Tag feierte der Verleger und Förderer der Kunst Bruno Cassirer seinen 60. Geburtstag. Sein engerer Freundeskreis hatte zu diesem Anlass in einem Privatdruck Geburtstagsglückwünsche gesammelt /22/. Man findet hier William Cohn zusammen mit Alfred Döblin, Olaf Gulbrandson, George Groß, Alfred Kubin, Max Liebermann, Ernst Rowohlt und vielen anderen. Cohns Beitrag betont einerseits die Verdienste des Jubilars, ist aber andererseits auch als Ausdruck seiner eigenen Lebensauffassung anzusehen. Er preist die Einheit der Kunst und setzt sich für die Anerkennung der Kunst Ostasiens im Westen ein. Wie Cassirer ließ sich auch Cohn von dem Durst der Menschen nach der Ferne zu seinen Arbeiten animieren. Von seiner und Cassirers Weltoffenheit ausgehend, wirkt sein Appell an die Öffentlichkeit, den Blick nicht auf die eigene nationale Kunst einzuschränken, wie eine Vorahnung der einen Monat später beginnenden Nazizeit /23/.
Als Jude in Deutschland entrechtet (1933-1938)
Der nationalsozialistische Staat beeilte sich, Deutschen jüdischer Abstammung ihre staatsbürgerlichen Rechte zu beschneiden bzw. gänzlich zu nehmen. Als erstes erreichte Cohn wohl die Nachricht, dass er an der Lessing-Hochschule keine Vorträge mehr halten durfte. Obwohl er nicht zum regulären Lehrkörper gehörte, hat ihn diese Ausgliederung sehr geschmerzt. Nach 1945 hob er sie in allen Beiträgen zu seiner Person in Nachschlagewerken über deutsche Juden besonders hervor /24/. Am 4. September 1933 erhielt er die Mitteilung, dass er ab 1.1.1934 als Kustos ohne Zahlung eines Ruhegehalts in den Ruhestand versetzt werde. Angeblich fehlten ihm für die erforderlichen 10 Jahre im öffentlichen Dienst, die einen Ruhegehaltsanspruch begründet hätten, 1 Jahr und 47 Tage /25/.
Otto Kümmel berief ihn zum Sekretär der (privaten) Gesellschaft für Ostasiatische Kunst, was ihm, neben einem bescheidenen Gehalt, eine gewisse Mitwirkung im alten Kreise sicherte. Dass das Leben für ihn sehr schwer wurde, zeigt eine Postkarte von 1935 an seinen alten Kollegen Leopold Reidemeister, der zu Studienzwecken in Peking weilte. Der Druck verringerte den Lebensmut. Cohn sah sich nicht einmal imstande, einen ausführlichen privaten Brief an Reidemeister zu schreiben /26/.
Er verlor seine Mitgliedschaft in der Deutsch-Japanischen Gesellschaft, die sich im Licht der Achse Berlin - Rom – Tôkyô zunehmend ‚politisch korrekt’, wie man heute sagt, zu verhalten trachtete /27/. Am 1. Mai 1938 musste er seinen Sekretärsposten bei der Gesellschaft für Ostasiatische Kunst schließlich auch noch räumen /28/.
Die OZ passte sich in mehreren Schritten an die neuen politischen Gegebenheiten an. Um den Namen Cohn nicht mehr auf dem Titelblatt zu zeigen, wurde dieses bereits für den Jahrgang 1934 geändert und darauf als Herausgeber der Zeitschrift die ‚Gesellschaft für Ostasiatische Kunst’ angegeben. Die Namen der beiden bisherigen und nach wie vor tatsächlichen Herausgeber, Otto Kümmel und William Cohn, erschienen aber noch im Impressum, Cohns Name ab 1936 auch dort nicht mehr. Die Zahl der Cohnschen Publikationen nahm immer weiter ab. Als letzte Veröffentlichung in Deutschland erschien 1938 in der OZ eine Buchbesprechung /29/.
Anfang 1935 ergab sich für Cohn nochmals eine Gelegenheit, für die Öffentlichkeit sichtbar zu sein. Das Gewerbemuseum in Basel veranstaltete eine Ausstellung: Die Kunst des alten Japan (21. Februar bis 31. März). In der Danksagung im Katalogs, dessen Einleitung von Cohn verfasst war liest man: Bei der Beschaffung und Auswahl der Gegenstände hat neben Herrn F. Tikotin in Amsterdam Herr Dr. William Cohn in Berlin wertvollste Hilfe geleistet.
Cohn hatte seit 1921 eigene Verbindungen nach Amsterdam, seit er korrespondierendes Mitglied der „Vereeniging van Vrienden der Aziatische Kunst“ war /30/. Diese von Herman F. E. Visser gegründete Vereinigung hielt Cohn durch alle Zeit hindurch die Treue /31/.
1941 legten die deutschen Finanzbehörden einen Aktenband über die Einziehung von zurückgelassenem Hausrat und Kunstwerken der Cohns sowie ihres eingefrorenen Vermögens an /32/. Um die rechtliche Grundlage für eine totale Enteignung zu schaffen, beantragte die Geheime Staatspolizei 1941 die Ausbürgerung /33/.
Emigration nach England (1934-1938)
Bereits im Jahr 1934 hatte sich William Cohn dafür entschieden, Deutschland zu verlassen. Von den schließlich erfolgreichen Bemühungen sind wir durch ein Konvolut von Unterlagen in der Bodleian Library Oxford gut informiert. Seine Präferenz war es, nach England zu kommen. Alternativen dazu wären Holland, die USA, Italien oder Frankreich gewesen. Er wäre auch in die Tropen und nach Fernost gegangen, aus politischen Gründen aber nicht in die UdSSR und der Sprache wegen nicht nach Südamerika.
Der nationalsozialistische Staat schränkte die Rechte für Juden immer weiter ein und nahm ihnen ihre menschliche Würde, förderte daneben aber Möglichkeiten einer legalen Emigration. Voraussetzung waren erhebliche Steuerzahlungen und Vermögensabgaben, die zwischen 1933 und 1939 in ihrer Höhe ständig und dramatisch zunahmen /34/.
Die für die Übersiedlung bevorzugten Länder andererseits hatten ihre eigenen Einwanderungsgesetze, die den Zuzug begrenzten. In England war daher bereits 1933 auf Initiative der Royal Society eine Hilfsorganisation gegründet worden, die Society for the Protection of Science and Learning, die sich potentieller Emigranten aus dem Bereich Kunst und Wissenschaft annahm. Diese Organisation existiert bis heute, kümmert sich um akademische Flüchtlinge aus aller Welt und hat Erhebliches geleistet /35/. Sie setzte sich bei den staatlichen Stellen für solche einwanderungsinteressierten Akademiker ein, denen englische Fachkollegen eine gute Chance bescheinigten, innerhalb der folgenden zwei Jahre eine feste Anstellung in ihrem Metier zu finden. Cohns Antrag blieb lange in der Schwebe. Beinahe hätte man ihn, mit seinem Einverständnis, nach Melbourne vermittelt, eine, wie man heute weiß, sicher gute Entscheidung angesichts der großen Bedeutung Australiens für die Welt Ostasiens. Erst Dank des persönlichen Einsatzes eines bedeutenden Wissenschaftlers eines anderen Faches, der sich aus menschlichen Gründen, ohne William Cohn zu kennen oder seine berufliche Tätigkeit einschätzen zu können, stark für Cohns Übersiedlung einsetzte, konnte 1938 ein bescheidenes Stipendium realisiert werden, das die Grundlage der Zuzugsgenehmigung bildete. Einen nicht unerheblichen Teil dieses Stipendiums steuerte der genannte Wissenschaftler und später dessen Witwe aus eigener Tasche für mehr als 6 Jahre bei. Er legte dabei Wert auf völlige Anonymität, die auch wir hier wahren werden.
Am 1. Dezember 1938 verzeichnen die polizeilichen Melderegister in Berlin, dass beide Cohns nach London abgemeldet wurden. Am 3. Dezember erreichten sie London. Wie Basil Gray, Keeper der Ostasienabteilung im British Museum, berichtet, war der Direktor des Kunstindustrimuseet Kopenhagen, Vilhelm Slomann , nach Berlin gekommen, um die Cohns persönlich zu begleiten /36/.
Es war Cohn gelungen, einen wichtigen Teil seiner Habe offiziell über eine Spedition nach England auszuführen. Die aus Berlin mitgebrachten Sachen /37/ verblieben zunächst eingelagert in einem Speicher in London, wo sie zum Leidwesen der Cohns, die keine eigene Wohnung hatten finden können, im Dezember 1945 noch immer waren. Den Unterlagen der Archive ist zu entnehmen, dass weiteres Umzugsgut im Hamburger Hafen blockiert worden war /38/.
Kriegsjahre in London und Oxford (1939-1946)
Verglichen mit ihrem alten Leben in Berlin hatten die Cohns in London ein bescheidenes Auskommen. Das Stipendium gestattete nur das Anmieten eines möblierten Zimmers.
Nach Kriegsausbruch war William Cohn wie alle Inhaber eines deutschen Passes ein enemy alien /39/ . So teilte er 1940 mit vielen Emigranten das Schicksal der Internierung. Am 5. Juli 1940 kam er zunächst in das Lager Bury, am 20. Juli 1940 dann auf die Isle of Man. Die Bemühungen seiner Freunde erreichten seine Entlassung am 18. September des gleichen Jahres.
Der bereits erwähnte Stifter des Cohnschen Stipendiums lebte in Oxford. Er sorgte dafür, dass Frau Isa Cohn während der Zeit der Internierung ihres Mannes in Oxford wohnen konnte und kümmerte sich um sie /40/. Nach seiner Entlassung aus der Internierung kam auch William Cohn nach Oxford, wo beide während des Krieges wohnen blieben. Dort gelang es ihm, sich beispielhaft in die akademische Gesellschaft zu integrieren. Er wurde von wissenschaftlichen Gesellschaften oft zu Vorträgen eingeladen, 1943 von der Oxford University Anthropological Society ehrenvoll zu ihrem Vorsitzenden gewählt. Er veranstaltete auch eine Ausstellung chinesischer Kunst. Schon 1942 war er von der Künstlerin Katerina Wilczynski für ihre Serie Oxford Figures porträtiert worden /41/.
Bei Kriegsende war William Cohn 65 Jahre alt, seine wirtschaftliche Situation nach wie vor unsicher. So war es für ihn gewiss eine in jeder Hinsicht positive Möglichkeit, bei der Wiedereröffnung des British Museum in London helfen zu können. Das Museum erhielt gerade die im Kriege ausgelagerten Stücke zurück, die Sammlungen waren neu zu ordnen. Im Department of Oriental Antiquities and of Ethnography war der Assistant Keeper noch nicht vom Militär zurückgekehrt. Angesichts der großen fachlichen Erfahrung Cohns stimmten die Trustees des Museums zu, vorübergehend einen enemy alien zu beschäftigen, da auch von offizieller staatlicher Seite keine Einwände erhoben wurden. So trat Cohn am 17. September eine befristete Stelle als Assistant Keeper First Class an und konnte bis zum 31. Mai 1946 arbeiten /42/.
Die endgültige neue Heimat in Oxford: Herausgeber, Berater, Lehrer, Gründer (1946-1955)
Mit der Entlassung aus dem British Museum fielen auch die geregelten Einnahmen fort. Das Schicksal hatte in diesem Zeitpunkt aber eine günstige Option für ihn parat /43/.
Das Komitee der Leiter der Colleges in Oxford (Warden’s committee) hatte bereits Jahre zuvor empfohlen, dass die Universität Oxford eine eigene Fakultät für Ostasienwissenschaften einrichten sollte. Erst nach dem Krieg wurde nun ernstlich darüber diskutiert und der Umfang eines solchen Unternehmens sowie seine Kosten analysiert. Insbesondere der Warden des New College war an dem Projekt interessiert und verfolgte die Idee, dass neben der universitären Theorie auch die Praxis eines Kunstmuseums verfügbar sein sollte. Bekanntlich ist aus diesen Plänen nichts geworden, obwohl sich der große Gönner der Universität Oxford und Lehrstuhlstifter H. N. Spalding, der an Indien und Ostasien ein erhebliches Interesse zeigte, sehr für diese Idee einsetzte. Spalding übernahm sogar zeitweise die Bezahlung für Cohn, als sich die konkreten Beschlüsse zu sehr verzögerten, man ihn aber als Museumsexperten und Gründungsbeauftragten in Oxford halten wollte. Zur formalen Eingliederung Cohns in die Universität Oxford (he needs a telephone-number) musste er systemkonform über ein College eingeführt werden. Dies geschah durch das New College, dessen Warden sich, wie erwähnt, aktiv für Einrichtung des neuen Fachs Ostasienwissenschaften einsetzte. Der Rat der Fellows des New College beschloss am 16. Juni 1948 die Immatrikulation Cohns in das College. Cohn wohnte aber nie dort. Am 22. Juni 1948 wurde er an der Universität korrekt als Member of New College eingeschrieben. Gleichzeitig erhielt er den Titel eines M.A. by Decree. Damit waren seine Rechte innerhalb der Universität geregelt. Sie entsprachen denen eines regulären, ortsansässigen Master of Arts der Oxford University.
Die Universität Oxford gestattete William Cohn das Abhalten von Vorlesungen über ostasiatische Kunst, die keiner Fakultät zugeordnet waren /44/ und ernannte ihn am 1. Oktober 1946 zum Advisor to the Ashmolean Museum Oxford with the Prospect to be a Reader for Far Eastern Art and Archaeology later on /45/. Das Einkommen ermöglichte fortan ein wirtschaftlich gesichertes Leben in Oxford. Diese Ernennung wird auch seiner Einbürgerung geholfen haben, die nach langer Wartezeit am 28.1.1947 erfolgte /46/.
Vermutlich auch zur weiteren Sicherung seiner Existenz gründete Cohn 1947 die Zeitschrift Oriental Art, die er bis 1951 selbst herausgab. Die nach vielen Umzügen in Oxford bezogene, nun endlich wieder eigene Wohnung in 15 Park Town, zunächst auch als Redaktionsanschrift dienend, blieb fortan das sympathische Domizil der Cohns in Oxford.
Die Idee eines eigenen Oxforder Universitätsmuseums und einer Fakultät für ostasiatische Kunst waren öffentlich spätestens 1950 obsolet, als mit Unterstützung durch H.N. Spalding und der Calouste Gulbenkian Foundation ein solches Museum an der University of Durham gegründet worden war. Im alten Indian Institute und in einigen Räumen des Ashmolean Museum hatte Cohn inzwischen eine vernachlässigte Sammlung indischer Kunstobjekte vorgefunden, von der es in den Akten heisst: The chief reason why the Indian Museum became a mausoleum of mouldy antiquities is, that no provision was made for the teaching of Eastern art. Hieraus schuf er ein modernes Museum /47/ , das im Jahre 1949 der Öffentlichkeit als „Oxford Museum of Eastern Art“ vorgestellt werden konnte /48/.
Es ist von Interesse zu bemerken, dass Cohn bereits im Juni 1945 erhebliche Mühe aufwandte, um in England ein spezialisiertes Museum für ostasiatische Kunst zu errichten. Möglicherweise ausgehend von im Victoria & Albert Museum befindlichen Leihgaben des Barons Eduard von der Heydt erinnerte er sich an den von ihm erstellten Katalog der von-der-Heydtschen Sammlung, Asiatische Plastik (1931). Von der Heydt hatte nie für geeignete Räumlichkeiten gesorgt, um seine Kunsrtwerke geschlossen auszustellen. Er verteilte sie statt dessen als Leihgaben an viele Museen in Europa, wo sie während des Kriegs auch blieben. Nach dem Krieg wurde von der Heydt zunächst als Kollaborateur der Nazis angesehen. In dieser Zeit hätte er sich einer Zusammenführung seiner Sammlung in einem Museum in Großbritannien kaum widersetzen können. Cohn schrieb, wie er seinen Geldgebern in einem Brief vom 16. Juni 1945 mitteilte, unzählige Briefe, um die verstreuten Sammlungsobjekte chinesischer Kunst für England zu sichern. Von der Heydt schloss in der Korrespondenz auch nicht aus, einen Teil seiner Sammlung nach seinem Tode als Nachlass für Oxford zu reservieren. Bekanntlich lief aber alles anders. Nach seiner politischen Rehabilitierung konnte sich von der Heydt in der Schweiz niederlassen und über seine Sammlung voll verfügen. Die ostasiatischen Stücke erhielt das Rietberg-Museum in Zürich.
Letzte Jahre (1955-1961)
1955 stand William Cohn im 75. Lebensjahr, und er verabschiedete sich in den Ruhestand. George Hill, Schwiegersohn Bruno Cassirers, publizierte zum 75. Geburtstag eine detaillierte Bibliographie der Arbeiten William Cohns /49/. Sie enthält 232 Nummern, erwähnt erstaunlicherweise aber nicht die Dissertation. Die genauen Zitate auch aller kleineren Zeitungsartikel legen nahe anzunehmen, dass die Quellenangaben aus den geretteten persönlichen Unterlagen William Cohns stammten. Manches war aber doch noch entgangen, und so konnte ich weitere 60 Arbeiten Cohns identifizieren.
Die Zeitschrift Oriental Art hatte 1951 vorübergehend ihr Erscheinen eingestellt. Erst 1953 nahm sie ihre Tätigkeit wieder auf, nun unter dem Chefredakteur Peter C. Swann, der einer derjenigen gewesen war, die die Cohnschen Vorlesungen besucht hatten. Zum 75. Geburtstag Cohns 1955 zollte er dem Gründer der Zeitschrift durch eine Seite mit Geburtstagsglückwünschen von Kollegen aus aller Welt Tribut /50/. Man kann aus der Formulierung der Glückwünsche das Bild erkennen, dass Cohn seinen Weggenossen geboten hat. Immer wieder ist die Rede von seiner charmanten Art und Persönlichkeit, von seinem tiefen fachlichen Wissen, seiner Fairness im Beurteilen anderer Arbeiten, seiner Vorurteilsfreiheit, seiner Hilfsbereitschaft für andere. Dies stimmt völlig mit den Erinnerungen überein, die mir die letzten noch lebenden Freunde von William und Isa Cohn freundlicherweise vermittelten. Durch einen glücklichen Zufall blieb der vollständige Gratulationstext der von W.G. Archer in voller Länge erhalten /51/. Er verweist auf drei hervorragende Charakteristika Cohns. (1) Er war einer der Pioniere der Wertschätzung indischer Kunst im Westen, (2) er war ein Universalgelehrter mit Überblick über die gesamte ostasiatische Kunst, (3) er war der Verkünder ihrer Schönheit.
Eines der raren Zeugnisse aus der Privatsphäre Cohns verdanke ich Frau Elsie Hill, Witwe von George Hill. Sie schreibt: William and Isa were part of quite a large colony of German refugees living in Oxford, so that they could together keep their German culture alive, and I think they all especially loved William for the generosity and sweetness of his disposition. My husband certainly missed him very much after his death.
Am 4. Juni 1960 verlieh die Universität Oxford William Cohn den Ehrendoktor der Literaturwissenschaften. Die in lateinischer Sprache vorgetragene Ehrung beschrieb die Aktivitäten und Verdienste Cohns für Oxford und stellte lakonisch fest: Oxford erntete die Früchte des Verlusts für Berlin.
William Cohn starb in Oxford am 26. Februar 1961 und wurde auf dem nicht-jüdischen Teil des Wolvercote-Friedhofs begraben. Peter C. Swann würdigte in der Zeitschrift Oriental Art in seinem persönlichen Nachruf die Rolle Cohns für die Pflege der ostasiatischen Kunst in Oxford /52/
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Isa Cohn ca. 1965
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Cohns Witwe, Isabella Cohn, stiftete im Jahre 1963 die William Cohn Memorial Lecture, die die Erinnerung an William Cohn bis heute lebendig hält. Im Jahre 2005 fand die 37. Vorlesung statt /53/. Man kann diese Vorlesung als ein Stück der Wiedergutmachung aus Deutschland ansehen. Sie finanziert sich aus den Entschädigungsleistungen der Bundesrepublik Deutschland an Opfer der Rassengesetze des Dritten Reichs. Cohn erhielt die ihm zustehenden Zahlungen noch kurz vor seinem Tode. Dennoch, die seit dem Tode Cohns vergangenen mehr als 40 Jahre lassen auch in Oxford das Bild dieses Mannes langsam verblassen. Sein Anteil an der Museumsgründung wird nur noch kurz, wenn überhaupt, gestreift. Seine Arbeitsbibliothek und seine umfangreiche Abbildungssammlung sind in der Sackler Library in Oxford aufgegangen /54/. Die Berliner Zeit liegt noch weiter zurück. Viele Unterlagen wurden im Krieg vernichtet, die Familie Cohn ist nicht mehr vorhanden. Eine in der Zeitung der jüdischen Gemeinde Berlins im Jahre 2004 veröffentliche Suchanzeige blieb ohne Echo. Briefe, Tagebücher oder persönliche Aufzeichnungen sind mir nicht bekannt geworden. So musste die hier vorliegende Arbeit versuchen, aus meist unpersönlichen Quellen ein Bild von der Persönlichkeit Williams Cohns zu zeichnen, der zur Entwicklung der Ostasienwissenschaften einen markanten Beitrag geleistet hat.
Summary
William Cohn was one of the editors of the «Ostasiatische Zeitschrift» (Berlin) from 1912 until 1935. Between 1921 and 1925 he also edited the eleven volumes of the series «Die Kunst des Ostens» (Berlin) and the two volumes of the «Jahrbuch der asiatischen Kunst» (Leipzig). In 1948 he founded the international journal «Oriental Art» in Oxford and acted as its editor until 1951. He was author of five books devoted to East-Asian and Indian art. Furthermore, he published 14 catalogues of private collections and auctions of far Eastern art objects. In German and English journals and newspapers he published about 250 articles, reviewing books, exhibitions and events concerning Far-Eastern art. He lectured to a broader public of interested laymen to spread his enthusiasm for Far-Eastern art. In Oxford he gave classes on all aspects of Far-Eastern and Indian art and founded a Museum, which is now a Department of the Ashmolean Museum. One may call him a pioneer and herald and solicitor for East-Asian art in the West. He shared his thorough and detailed knowledge and his impeccable feeling for quality with many scholars und helped them with their work. He supported private collectors and museums.
William Cohn was born on 22nd June 1880 in Berlin. His father was a manufacturer and merchant. Cohn studied art history, archaeology, ethnology, anthropology and physiology in Berlin and Paris. His thesis was in philosophy. In 1904 he was awarded a doctorate at Erlangen University. He became an independent scholar in Berlin and travelled extensively through Europe and to India, China, Japan and the USA to inspect personally the chef-d’œvres d’art. 1923 he became an assistant curator, in 1929 a curator in the State Museum of Berlin. In 1934 he was removed from all public activities by the Nazi government.
In 1938 he emigrated to the United Kingdom. He first lived in London, later in Oxford, where he acquired a respected position in academic life. In 1945/46 he helped the British Museum in London to re-open its Department of Oriental Antiquities. He continued publishing, became «Advisor for Oriental Art». to the Ashmolean Museum and was naturalized a British subject in 1947. In 1949 he was instrumental to open at the old Indian Institute in Oxford a Museum for Far-Eastern Art, which has become since 1962 part of the Department of Oriental Art in the Ashmolean Museum.
William Cohn was honoured by Oxford University in June 1960 with an honorary doctorate in literature. The Ashmolean Museum still organizes an annual «William Cohn Memorial Lecture». William Cohn died in Oxford on 26th February 1961.
The text on his tombstone, made by his friend the sculptor Walter Ritchie, characterises in a few words the personality of William Cohn:
William Cohn Hon D Litt 1880 -1961
The Spirit is Activity and Creation and Freedom
Hinweise
Originaldokumente bzw. Kopien davon, detaillierte Hinweise auf Archivmaterial, soweit sie für diese Biographie verwendet wurden, sind mit den zugehörigen ausführlichen Erschließungslisten im Zentralarchiv der Staatlichen Museen Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, deponiert.
Folgende Archive verwahren grössere Konvolute, deren Zugänglichkeit in der Regel eingeschränkt ist.
Preußisches Geheimes Staatsarchiv in Berlin-Dahlem (Nachlass Leopold Reidemeister) Brandenburgisches Landeshauptarchiv in Potsdam (Akten des Oberfinanzpräsidenten Berlin) Entschädigungsamt in Berlin Wiedergutmachungsbehörde in Berlin Bodleian Library Oxford. (Akten des Council for Assisting Refugee Academics ) Oxford University Archives
Ich möchte den zuständigen Verantwortlichen meinen herzlichen Dank dafür bekunden, dass sie mich bei meiner Arbeit wirklich großzügig unterstützt haben.
Für persönliche Mitteilungen und Durchsicht des Manuskripts danke ich Herrn Prof. Dr. Michael Kauffmann in London. Frau Elsie Hill danke ich für Hinweise aus dem Privatleben der Cohns und Fotos aus dem Nachlass von Isa Cohn .
Informationen über den Bekanntenkreis von William Cohn Übersicht über die Publikationen von William Cohn
Fußnoten
/1/ Aus den Unterlagen des jüdischen Friedhofs in Berlin-Weißensee, Nr. 37750, Sterbefall Carl Cohn am 20.10.1910, gehen die Namen aller Geschwister hervor. Artur, Eugen, William, Siegbert und Margarete, 1910 verheiratet mit dem Arzt Dr. Max Schreyer, alle in Berlin. Artur und Eugen waren Kaufleute, Siegbert Verlagsbuchhändler. Die drei Brüder wohnten 1910 noch bei ihren Eltern. /2/ Carl Cohn, geboren am 12.03.1838 in Schmiegel (Provinz Posen), gestorben am 20.10.1910 in Berlin. Rosa Tuchband, geboren am 30.07.1853 in Berlin, gestorben am 15.10.1933 in Berlin an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Carl Cohn ist verzeichnet auf Seite 56 in: Deutschlands Kommerzienräte. Bearbeitet und hrsg. auf Grund amtlicher Ernennungen. Verlag Franz Leuwer Bremen 1909, 413 Seiten.Zitat: wohnhaft Berlin (Geschäft Klosterstraße 21/23, C[entrum]). Die Ernennung zum Kommerzienrat erfolgte 1908. Ist Schatzmeister des Vereins «Gesellschaft der Freunde«, außerdem Vorstandsmitglied in vielen größeren Vereinen und Logen, die Wohltätigkeitszwecken dienen. Carl Cohn genoss seine kaufmännische Ausbildung in Hirschberg i. Schlesien, und Berlin, woselbst er sich im Jahre 1866 etablierte. Nach rastlosen Arbeiten mit seinem jüngeren Bruder Max Cohn wurde in den 70er Jahren die Zweigniederlassung in Annaberg gegründet. Im Laufe der Jahre gelang es, das Geschäft derartig zu erweitern, daß 1908 ein Personal von 350 Angestellten beschäftigt wurde. Durch den Umfang und die Ausdehnung des Betriebes hat die Firma der Rheinischen und Sächsischen Industrie ein großes Absatzgebiet eröffnet und dank der Tatkraft der Inhaber des Geschäfts ihren Industriezweig zu grosser Höhe entwickeln helfen. /3/ Borten, Tressen, Litzen, Gimpen, Schnüre und Flechtwerk daraus, Fransen, Quasten, Rosetten, Kantillen und übersponnene Knöpfe. /4/ Angaben gemäß Lebenslauf in der Dissertation. Das Universitätsarchiv Erlangen verwahrt das Promotionsgesuch, einen handschriftlichen Lebenslauf und die Beurteilung der Arbeit durch Prof. Richard von Falckenberg. Auf meinen Wunsch hat Professor Dr. Gereon Wolters (Philosophisches Seminar der Universität Konstanz) die Cohnsche Arbeit freundlicherweise im Jahre 2004 noch einmal angesehen. Er hält den Hinweis Cohns auf die Parallelen zwischen empiriokritischer Erkenntnistheorie und dem Impressionismus und dessen Rezeption in der Literatur auch heute noch für interessant und treffend. (Ich danke Herrn Prof. Wolters herzlich für seine Mühe.) /5/ Verlag Oesterheld, Berlin 1908. 19 x 24, 170 Seiten, 18 Tafeln. /6/ Histoire de l’Art du Japon. Ouvrage publié par la Commission Impériale du Japon à l’Exposition universelle de Paris 1900. Ed. : Tadamasa Hayashi. Paris, Maurice de Brunoff 1900. /7/ Isabella Cohn, genannt Isa, geborene Nathanblut, wurde am 13. August 1880 in Warschau geboren und starb am 30. Mai 1971 in Oxford. Auch sie ist auf dem Wolvercote Cemetery in Oxford beigesetzt worden. Es war leider nicht möglich, das Datum der Eheschließung zu ermitteln. Es taucht in keiner der erhaltenen Akten auf. Die aufschlussreicheren deutschen Personalakten sind nicht mehr vorhanden (Totalverlust der Militärakten des ersten Weltkriegs aller derjenigen Soldaten, die im zweiten Krieg nicht mehr eingezogen waren; Totalverlust der Personalakten der Berliner Museen; als Zivilstandsangabe von der Britischen Administration nicht dokumentiert). In einem Brief vom 10. November 1969 an Frau Dr. Therese Kümmel (heute Privatbesitz) schrieb sie: Ich versuche das Leben, das ich mit William über 50 Jahre lebte, in seinem Sinne fortzuführen. /8/ An: Herrn Direktor Dr. O. Kümmel. Berlin SW 11. Kunstgewerbe Museum. Germany. Bhubanesvar, Khandagiri Dak B. den 8.I.14. Lieber Herr Doktor, wir haben eine furchtbar anstrengende Woche hinter uns: an 30 Stunden Fahrt von Madras nach Puri. Um und in Puri liegen die wichtigsten Denkmäler der Orissiakunst: Jaganzath, Konarak, Bhubaneshvar. Wir kampieren meist in Bungalows. Die Touren machen wir in Sänften. So 24 Träger sind nöthig. Kein Vergnügen, mit dieser Horde durch die Nacht zu ziehen. Die Polizei sendet allerdings immer Aufsicht mit und arrangiert die ganze Sache. Kochen müssen wir allein. Gestern misslang mir eine Tomatensuppe. Wir sehen weiter Dinge von größtem Interesse und von einer Unanständigkeit, die wohl einzig in der Welt ist. Die Tempel sind buchstäblich bedeckt mit intimsten Liebesszenen unerschöpflicher Mannigfaltigkeit. Ob es Photos gibt? Ich zweifele. Indische Liebeskunst in herrlichsten Illustrationen. Heute Abend gehts nach Calcutta, wohin ich Post beordert habe. Hoffentlich ist wieder etwas von Ihnen dabei. Kommt eigentlich der Nachruf f[ür] Okakura aus d[em] Boston-Bulletin in O.Z. II 4 ? Meinen Brief aus Madras erhielten Sie hoffentlich. Das Bild stellt das Tempelfest in Puri dar. 150 000 Pilger und Cholera (2000 Fälle) sind die Gäste. Es grüsst Sie bestens Ihr W[illia]m C[oh]n. Einen Gruß von Ihrer Isa Cohn. /9/ In Band 4 der OZ (1915/16) steht am Ende des 3. Hefts auf Seite 208 die Anmerkung: Redaktionsschluss 31.5.1916. Durch die Einberufung zum Militärdienst auch von Dr. William Cohn wurde das Erscheinen der dritten Nummer des vierten Jahrgangs ganz besonders verzögert. /10/ OZ 4, 1917/18, S. 100-110 /11/ Bodes Berliner Neugründung von 1906. Erster Direktor seit 1909 Otto Kümmel. /12/ Hartmut Walravens publizierte in dem von ihm herausgegebenen Buch „Albert Grünwedel, Briefe und Dokumente“ (Harrassowitz Verlag Wiesbaden, 2001) zwei Briefe aus dem Jahr 1924 (Nrn.115, 118), in denen sich Grünwedel in unangenehmer Weise mit deutlich antisemitischer Tendenz über Cohn äußert. Dem war eine Publikation Grünwedels mit Kritik an Cohn in den Berichten aus den Preußische Kunstsammlungen XLII,5/6,1921 Februar/März-Heft vorausgegangen. Wie Walravens in der Vorbemerkung zu seinem Buch feststellt, steigerten sich bei Grünwedel mit zunehmenden Alter die peinlich wirkenden antijüdischen Bemerkungen. Eine zusätzliche Abneigung gegen Cohn ergab sich aus dessen Verbundenheit mit der Ostasiatischen Kunstabteilung der Berliner Museen, deren Entstehung und Ausbau Grünwedel von Beginn an zu verhindern gesucht hat. Grünwedel hatte in seinem Artikel im Mitteilungsblatt der Berliner Museen (1922, S.21), dem Cohn nun kompetent entgegentrat (1922, S.75-80; 103-108) die sogenannte asiatische Kunst in allen Phasen langweilig, albern, abstoßend und entnervend und jeder eigenen schöpferischen Kraft entbehrend bezeichnet. Diese Kontroverse wurde von Cohn in zwei Zeitungsartikeln in der Vossischen Zeitung (1. Juni 1922 und 9. August 1922) einer weiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht (Publikationsliste Nr. 87 und 89). In diesen zitiert Cohn nicht nur die Formulieerungen aus der Musseumszeitschrift sondern wirft den Direktoren der indischen Abteilung explizit vor, durch eine unzureichende Einkaufsstrategie mögliche Erwebungen echter indischer Kunstwerke versäumt zu haben. /13/ Asiatische Plastik, Sammlung Baron Eduard von der Heydt (1931). Auf den 3 Bildern einer Weihe-Stele (S. 36ff) wird vermieden, den in der Stele eingemeißelten Text zu zeigen. Er wird auch in dem beschreibenden Text nicht erwähnt. So ist die Angabe, dass es sich um eine Stele „vom 1. März 536“ handele, nicht nachvollziehbar. /14/ Buddha in der Kunst des Ostens: Besprechung in der OZ NF 3 (1926), S. 215 –219 durch Leonhard Adam. Chinese Art: Besprechung im Burlington Magazine LVII (1930), Seite 146 durch W. Percival Yetts. Chinese Art: Besprechung in der OZ NF 6 (1930), S. 251-253 durch T.B. Roorda. Chinese Painting: Besprechung vom 3.8.1949 in Museum Gazette durch W.Percival Yetts. /15/ «Die Kunst des Ostens in Einzeldarstellungen», herausgegeben von William Cohn. Berlin, Verlag., Bruno Cassirer 1921-1925, 4°.Bd.1: Hedwig Fechheimer: Die Plastik der Ägypter // Bd.2: William Cohn: Indische Plastik // Bd.3: Hedwig Fechheimer: Kleinplastik der Ägypter // Bd.4: Otto Kümmel: Die Kunst Ostasiens // Bd.5: Friedrich Sarre: Die Kunst des alten Persien // Bd.6: Ernst Grosse: Das ostasiatische Tuschbild //Bd.7: Ernst Kühnel: Miniaturmalerei im islamistischen Orient // Bd.8 :H. Glück: Die christliche Kunst des Ostens // Bd.9: Ernst Kühnel: Maurische Kunst // Bd.10: Otto Kümmel: Ostasiatisches Gerät // Bd.11: Curt Glaser: Ostasiatische Plastik /16/ Jahrbuch der asiatischen Kunst. Herausgegeben von Georg Biermann in Verbindung mit Ernst Grosse, Friedrich Sarre, H. Glueck und William Cohn. Zwei Bände. Leipzig, Klinkhardt & Biermann 1924/25. Folio. /17/ Die Anreise nach Colombo dauerte vom 29.10.1924 bis 13.11.1924. Auf Ceylon besuchte er Anuradhapura sowie die alte Königsstadt Polluranuwa. In Indien verlief die Reise von Madras über Hospet, Bombay nach Chhatarpur (Bihar). Die Kunst der Mogulzeit und das Taj-Mahal im relativ nahen Agra interessierte ihn nicht. Stattdessen ging es über Banaras weiter nach Calcutta. Von dort erreichte er am 23.1.1925 Rangoon in Burma, wo er die letzte Hauptstadt der Myanmar-Könige, Mandaley, aufsuchte. Zurück nach Rangoon ging es in 3 Tagen mit dem Schiff nach Penang (Malaisia) und von dort mit der Eisenbahn nach Bangkok. Durch schwere See erreichte er Singapur, von wo aus „Ausflüge“ nach Batavia und Borobudur auf Java unternommen wurden. Am 20.3.1925 trat er von Batavia aus die Rückfahrt nach Singapur an, von wo es via Hongkong weiter nach Shanghai ging. China war von Wirren und militärischen Aktionen geschüttelt. Er bemerkt nur kurz, dass er trotzdem relativ ungestört reisen konnte. In Schanghai hielt er vor 500 chinesischen Studenten einen Vortrag über chinesische Kunst, was ihn sehr befriedigte. Die Museumskollegen öffneten ihm zuvorkommend alle Schatzkammern (was er auch für alle weiteren Reisestationen in China, Japan und den USA immer wieder lobend hervorhebt). Ein Wochenausflug nach Hangzhou verschafft ihm Freude und interessante Eindrücke. Von Shanghai geht es auf dem Yangtse-Fluß nach Nanking und von dort mit dem berühmten Blauen Express nach Peking, wo er 4 Wochen bleibt und das auch heute noch übliche Touristenprogramm absolviert. Auf dem Wege hatte er Chüfu erlebt und Grab und Tempel des Konfuzius gesehen. In 7 Stunden hatte er dann den heiligen Berg Taishan bestiegen, wo ihn die Atmosphäre sowie die Aussicht entzückte. Von Peking aus besuchte er die Grottentempel von Yüngang (Provinz Shanxi). In Mukden, das er unter Strapazen erreicht, „beginnt die japanische Interessensphäre, und damit löst japanische Pünktlichkeit und Sauberkeit das chinesische Chaos ab.“ An dieser Stelle sei vermerkt, dass William Cohn diese Reise nicht allein machte, sondern dass ihn seine Frau begleitet hat. Bedenkt man die Charakterisierung der zwei durch ihre noch lebenden Freunde, so könnte man sich fragen, ob die Kraft zum Durchstehen dieser strapaziösen Reise vielleicht von Frau Isa ausgegangen ist? Über Seoul wurde das noch zu 2/3 erdbebenzerstörte Tôkyô erreicht. Der dreiwöchige Aufenthalt dort diente dem Besuch vieler Museums- und Privatsammlungen, die sich William Cohn alle mühelos öffneten. Hier wie in Folge auch in Kyôto und Nara standen außerdem häufige Kabuki-, Bunraku- und Nô- Theaterbesuche auf dem Programm. Am 3.8.1925 schiffte man sich im “vom Gewitter [wohl einem Taifun] zerstörten und noch nicht wieder aufgebauten Yokohama“ ein und erreichte über Honolulu, „eine schöne Blumeninsel“, schließlich San Francisco. Dann ging es zügig über Chicago, Washington und Boston nach New York. „In jeder Stadt 6 - 10 Tage Aufenthalt. Der Besuch Amerikas ist für Studienreisen ostasiatischer und auch indischer Kunst unentbehrlich.“ Er rühmt die Museen und die Privatsammler mit ihrer Spenden- und Leihgebertätigkeit. Am 6.8.1925 lief das Schiff aus New York aus, am 16.8.1925 erreichten die Cohns Hamburg. /18/ Erst im Jahre 1999 erschien das Buch zu diesem Thema: Lauren Arnold: Princely Gifts and Papal Treasures (Desiderata Press, California). Es behandelt die Mission der Franziskaner nach China 1250-2350 und ihren auch durch wertvolle Geschenke bleibenden Einfluss auf die westliche Kunst. /19/ Kunst und Künstler (1925): Band 24, Nr. 3, Seiten 100-102: Gal-Vihara; Band 24, Nr.5, Seiten 187-193. In der alten Hauptstadt der Pallava; Band 24, Nr. 8, Seiten 308-312. Fahrten durch das Hochland von Dekhan; Band 24, Nr. 11, Seiten 429-434. Fahrten durch das Hochland von Dekhan II:; Band 25, Nr. 2, Seiten 135-140: In der „Stadt des Sieges“ // Berliner Tageblatt (1925): 22. März: Im hellfarbigen birmanischen Reich, Pagan; 8. April: Ostasiatische Kunst in Amerika; 25. Juni: Javanische Kunstbetrachtungen; 7. August: Fahrt zu den antiken Kunststätten Chinas: Die Höhlen von Yünkang; 13. August: Das Pekinger Schlossmuseum; 27. August: Siamesische Kunst; 5. November: Die japanischen Museen // Die Schaulade. Bamberg 1925: Seite 705-714 Von der chinesischen Töpferkunst // Almanach, B. Cassirer Verlag, Berlin 1925: Seiten 123-126 Über javanische und indische Kunst. / 20/ Der Kunsthändler Edgar Worch schrieb am 18.6.1932 eine freundschaftliche Postkarte an die Cohns in ihren Urlaub in Ascona, Monte Veritá. In seinen Erinnerungen und Gedanken über Menschen Kunst und Politik auf dem Monte Verita (Eduard von der Heydt, Werner von Rheinbaben, Atlantis Verlag Zürich 1958) schreibt von der Heydt auf Seite 74: Auch William Cohn muß genannt werden, der als Spezialist für asiatische und chinesische Kunst häufig mit seiner Gattin bei mir weilte..... [Er hat] die indischen und chinesischen Kunstwerke meiner Sammlung beschrieben. Die für Cohn sicher anregende Atmosphäre auf dem Monte Veritá wird auch durch die Namen anderer Gäste belegt, die von der Heydt erwähnt: Curt Glaser, Eduard Justi, Eckart von Sydow, Karl With, Wilhelm Hausenstein und Julius Meier-Gräfe. /21/ Besprechung in der OZ NF 3 (1926), S. 215 – 219; Leonhard Adam: Cohn, William, Buddha in der Kunst des Ostens. In der ansonsten eher kritischen Stellungnahme zum Buch schreibt Adam auf S. 219: ...einer Zusammenarbeit, die der liebenswürdige Verfasser ja außerhalb des literarischen Feldes durch stets bereitwillige Mitteilung seiner reichen Materialien längst zu gewähren gewohnt ist. /22/ Vom Beruf des Verlegers. Eine Festschrift zum 60. Geburtstag von Bruno Cassirer am 12. Dezember 1932. Privatdruck. Gewidmet von Mitarbeitern und Freunden. Leipzig. Haag Drugulin 1932. /23/ Hier folgt der Originaltext Cohns:.ARS UNA. Mit diesem Worte klang die jüngste Arbeit aus, die ich im Verlage Bruno Cassirer zu veröffentlichen die Ehre und das Vergnügen hatte. Wenn an dem heutigen Festtage von dem Werke Bruno Cassirers immer wieder gesagt werden wird, es habe ein Gesicht, ein charaktervolles Gesicht, so möchte ich meinerseits doch nicht verfehlen, zu unterstreichen, dass in diesem Gesicht nicht zum wenigsten das Bekenntnis zu dem Satze: Ars una, species mille zu lesen ist. Bruno Cassirer, dessen Herz sicherlich vor allem für die deutschen und französischen Impressionisten schlägt, feierte die Kunst, wo auch immer sie wuchs, wenn er nur fühlte, dass eine innere Kraft nach Ausdruck rang. Er beschränkte sich keineswegs auf Europa. Ägypten, Westasien, Indien, China, Japan ließ er ihre Meisterwerke ausbreiten, ja eben erst schreckte er nicht einmal vor der Kunst der "Wilden" zurück. Und merkwürdig und bemerkenswert genug, keiner Gruppe seiner Verlagswerke fiel zahlenmäßig solcher Erfolg zu, wie gerade der exotischen. Der Durst der Menschen nach der Ferne in den Jahren nach dem Kriege kam hier zu Hilfe. Jetzt hat sich die Welt wieder einmal gewandelt, oder es scheint wenigstens so. Von allen Seiten wird Sturm gelaufen gegen Kosmopolitismus, gegen gerechte Anerkennung fremder Leistungen, gegen die Menschen, deren Augen jeglicher Schönheit offen stehen, auch wenn sie bei Gelb- oder Dunkelhäutigen zu finden ist. Sind wir uns nicht selbst genug, ist nicht der Reichtum unserer eigenen Kunst unerschöpflich! Wer zweifelt daran! Und auch Bruno Cassirer hat die Kunst seiner Heimat nie vernachlässigt. Wie vielen deutschen Meistern schenkte er seine Liebe! Meister E. S., Altdorfer, Erdmannsdorf, Schadow, Blechen, Krüger, Leibl, Trübner, Marees, Slevogt, Liebermann u.v.a. wurden gepriesen. Sachsen, Thüringen, Nürnberg, Freiberg, Wechselburg, Berlin fanden ihre Verkünder. Aber wehe dem Volke, welches sich so schwach fühlt, dass es sich fürchtet, die Schönheiten in aller Welt zu schauen und zu lieben. Wir wollen wissen, wie die Menschen aller Erdteile ihre Ideale gestalten, nicht um sie nachzuahmen, nicht aus Sucht nach neuen Eindrücken, sondern um uns selbst besser kennen zu lernen, um unsere völkische Kraft zu erproben, um unser Schaffen vergleichen und vertiefen zu können. Darüber hinaus darf allerdings nicht vergessen werden, dass manche herrliche Blume nur in einer bestimmten Breite wachsen und gedeihen kann. Japan, das Land trotziger Krieger, schuf die artistischste Kultur, die die Menschheit wohl je sah, im tropischen Indien suchte tiefste Religiosität ihren eigenartigen Ausdruck in einer von Erotik, Tanz und Musik überströmenden Kunst. China, das einzige Land, in dem Gelehrsamkeit, Schriftkunde und Philosophie die Vorbedingung für jegliche höhere Betätigung war, wurde, von seiner Schrift ausgehend, zum Schöpfer einer besonderen Sprache des Pinsels, die, nur der Musik vergleichbar, nie zum allzu fügsamen Sklaven der Wirklichkeitsnachahmung herabsank. Ich wünsche Bruno Cassirer zum heutigen Tage, dass er jetzt erst recht sich zur "ars una" bekenne, und dass er noch lange mit voller Kraft gestützt auf seine bewährte Erfahrung, für die Verbreitung der Kenntnis ihrer reichsten Erscheinungsformen in aller Welt wirke. /24/ AJR Journal (Association of Jewish Refugees, London),April 1961, Seite 15; // Grosse Jüdische National-Biographie ( mit nahezu 13 000 Lebensbeschreibungen namhafter jüdischer Männer u. Frauen aller Zeiten u. Länder; ein Nachschlagewerk für das jüdische Volk und dessen Freunde). Hrsg. Salomon Wininger, Verlag J.P. Kraus, Nendeln, 1970. Seite 525. // Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933 – 1945). Hrsg. vom Institut für Zeitgeschichte München unter der Gesamtleitung von Werner Röder. Verlag K.G. Saur München 1980 – 1983. // Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918 –1945. K.G. Saur Verlag München 1988, Seite 61. // Jüdisches biographisches Archiv JBA [Mikroform] (Jewish biographical Archive). Bearbeitet von Hilmar Schmuck. Index unter dem Titel: Jüdischer Biographischer Index. K.G. Saur Verlag München 1994-1998. /25/ Cohn hatte für das Jahr 1932 noch Gesamtbezüge von 10.000 RM angegeben. /26/ Vorgedruckte Postkarte der Gesellschaft für Ostasiatische Kunst (GOK) Berlin. 16. September 1935 an Reidemeister c/o Deutsche Botschaft in Peking: Sehr verehrter Doktor Reidemeister, herzlichen Dank für die zwei Karten und den Brief an die G.O.K. Alle Ihre Anregungen werden aufgenommen. Sie sind also der erste Ostasien-Reisende, der sein Versprechen hält !! Wir freuen uns, dass alles klappt und es Ihnen so gut geht. Ich habe einen ausführlichen Brief an Sie begonnen, ich glaube aber nicht, dass ich ihn so bald beende. Schon zu dieser Karte die Initiative zu finden, kostet Mühe. Alles hat seine Grenzen -- -- --. Lassen Sie beide es sich weiter gut gehen, jede Nachricht aus der Ferne erfreut uns. Herzlichst Ihr C. /27/ Die Deutsch-Japanischen Gesellschaften von 1888-1996. Herausgeber: Günther Haasch. Edition Colloquium, Berlin 1996. Beiträge von Annette Hack: Die Deutsch-Japanische Gesellschaft und ihre jüdischen Mitglieder (Kapitel 3.6, auf Seite 202). /28/ Dabei wurde ihm eine Kapitalentschädigung gezahlt. Nach P4 waren es 5.000,00 RM, was Cohns halbem Jahresgehalt von 1932 entsprach (B269). Vergl. auch: Otto Kümmel, Lebenslauf von 1945. Publiziert bei Hartmut Walravens: Bibliographien zur ostasiatischen Kunstgeschichte in Deutschland. Band 3. «Otto Kümmel». Hamburg, C. Bell Verlag 1984, Seite 20. /29/ Hans Jensen: Die Schrift in Vergangenheit und Gegenwart. Glückstadt, Hamburg: Augustin, VIII, 418 S., 445 Abb., OZ, NF, Bd. XIV, 1938, S. 31. /30/ Zitiert nach: Felix Tikotin (12.10.1893-15.8.1986, Händler mit japanischer Kunst von 1927-1933 in Berlin) Erinnerungen eines Sammlers (publiziert in: Du verstehst unsere Herzen gut: Fritz Rumpf (1888-1949) im Spannungsfeld der deutsch-japanischen Kulturbeziehungen. Hrsg. von Hartmut Walravens et al., VHC, Acta Humaniora, 1989 Weinheim, Seiten 118-122, Seite121. /31/ In ihrer Zeitschrift Phoenix verzeichnete sie William Cohn im Juli-Heft 1946 (Seite 28) nach wie vor als korrespondierendes Mitglied und notierte im Januar 1947 (Seite 27), dass Cohn am Ashmolean Museum in Oxford am 1.Oktober 1946 als Berater für fernöstliche Kunst eine Anstellung gefunden hatte. Cohn berichtete im gleichen Heft Phoenix (1947, Seiten 22-25) über die Wiedereröffnung des British Museum in London. /32/ Akten des Berliner Oberfinanzpräsidiums. William Cohn war 1933 ein durchaus vermögender Mann (Vermögenswerte in Höhe von 10 bis 15 Jahreseinkommen). Dort findet man auch folgenden Vorgang. Cohn hatte einige Stücke seiner Ostasiensammlung bei Freunden in Sicherheit bringen wollen. Einer von ihnen übergab 1943 in Frankfurt drei Cohn gehörende japanische Bildrollen freiwillig den Behörden. Nachforschungen nach ihnen blieben ohne Erfolg. Ostasiatische Kunst war für die Frankfurter Museen und die Universität kein zentrales Anliegen. So hat sich die Spur dieser Rollen verloren /33/ Diese scheint jedoch nicht mehr erfolgt zu sein, da Cohns Name im Reichsgesetzblatt nicht auftaucht. Vergleiche: Die Ausbürgerung deutscher Staatsangehöriger 1933-1945 nach den im Reichsanzeiger veröffentlichten Listen. Band 1. Herausgegeben von Michael Hepp. Eingeleitet von Hans Georg Lehmann und Michael Hepp. K .G. Saur Verlag. München 1985. /34/ Bis zur sogenannten Reichskristallnacht am 9. November 1938 wurden Juden zur Emigration geradezu aufgefordert. Einen hervorragenden Überblick über die Problematik vermittelt das Buch: Auswanderungsvorschriften für Juden in Deutschland von Heinz Cohn und Erich Gottfeld, Joseph Jastrow Jüdischer Buchverlag, Berlin W15, 1938 (112 Seiten). Die 1931 eingeführte «Reichsfluchtsteuer», die ursprünglich die Kapitalflucht aus Deutschland einschränken sollte, wurde verschärft und ab 1933 auf alle jüdischen Emigranten angewandt. Ab 1934 wurde die Steuerpflicht auf Vermögen über 50 000 RM gesenkt (anstatt 200 000 RM zuvor). Die Steuer betrug 25% des steuerpflichtigen Vermögens, hinzu trat die sogenannte Judenvermögensabgabe von zunächst 20%, ab 1938 auf 25% erhöht, ab 1939 sogar noch höher. Die Entrichtung der Reichsfluchtsteuer sowie aller anderen noch offenen Steuerschulden war erforderlich, um die „Unbedenklichkeitsbescheinigung“ des Finanzamtes zu erhalten, die wiederum notwendig war, um die Pass- und Visaformalitäten abwickeln zu können. /35/ Heute heißt diese Organisation CARA: Council for Assisting Refugee Academics. Von den bisher geförderten akademischen Flüchtlingen wurden 18 Nobelpreisträger, 16 wurden geadelt, 71 wurden Fellows der Royal Society und weitere 50 sind Mitglieder anderer Akademien. /36/ Vilhelm Slomann kannte Cohn sehr gut, denn er kam ab etwa 1931 in jedem Sommer nach Berlin und pflegte dort intensive Kontakte mit den Mitarbeitern des Ostasiatischen Museums (Vergl. Tikotin, l.c. Seite 120). Leider finden sich in Kopenhagen keine Unterlagen zu dieser Aktion. Die Bibliotheksleiterin des Kunstindustrimuseet Kopenhagen vermutet, dass es solche Unterlagen in den offiziellen Archiven auch nie gab. Slomann war selbst Jude und had to keep a low profil (private Mitteilung). /37/ Nach den Unterlagen in den Akten des Entschädigungsamts (fol. M7-8, D56-58, D60-61) gelangten nach London: Eine Umzugskiste (150 kg) und fünf Bücherkisten (414 kg; wahrscheinlich Teile der Bibliothek und die Kunstdrucke indischer, chinesischer und japanischer Kunstwerke, sowie „ein Lift von 3.850 kg“ /38/ 6 Kisten Umzugsgut, 731 kg wurden Anfang 1944 verramscht. Sie enthielten u.a. 7 Bilder aus China, Tibet, einen Grossmann, einen Pechstein und eine Lithographie von Munch. Cohn gab für sie einen Wert von 2.500 RM an. Sie brachten als Erlös der Versteigerung in Hamburg nicht einmal die Speditionskosten ein. In diesem Zusammenhang möchte ich auf eine nicht mehr aufklärbare, recht sonderbare Angelegenheit berichten, die sich aus den Akten ergibt. Die Cohns führten bei ihrem Weggang aus Deutschland 2 Koffer mit Büchern und persönlichem Gut mit sich. Dem Berliner Speditionsunternehmen W. Heimann hatten sie zuvor zum Transport nach England verschiedene weitere Dinge übergeben, darunter einen Lift. Die 5 Bücherkisten, eine der Umzugskisten und der Lift sind korrekt nach London transportiert worden. Der Lift hatte gemäß den Speditionsakten ein Gewicht von 3.850 kg, wog also knapp 4 Tonnen. Was war das für ein Lift, den ein 58jähriger Kunstwissenschaftler privat besaß und den er mit in die Emigration nehmen wollte? Nach Auskunft heutiger Aufzugsfirmen ist das Gewicht dieses Lifts unvorstellbar hoch. Beispielsweise wird für einen Hauslift für ein 6-stöckiges Miethaus, komplett mit Aggregat, Seilen, Fahrkorb, Gegengewichten und Türen ein Gewicht von weit unter 2 Tonnen bereits als hoch betrachtet. Was also verbarg sich hinter den 4 Tonnen? Eine Spekulation darüber ermöglicht sich aus den vorsichtigen Andeutungen der noch lebenden Freunde der Cohns in England. Danach habe es William Cohn „irgendwie gemanagt“, einen größeren Teil seiner Möbel mit nach England zu bringen, was also deutlich mehr als einer Kiste Umzugsgut entspricht. Ferner erinnern sich die Freunde an „eine oder zwei Steinskulpturen, die nach dem Krieg verkauft wurden“. Vielleicht verbarg sich also das eigentliche Umzugsgut hinter dem „Lift“, und wohlmeinende, hilfreiche deutsche Zeitgenossen schauten nicht so genau hin, was wirklich außer Landes ging. Dass solche stillschweigende Unterstützung jüdischer Emigranten im Deutschland von 1938 und auch später Wirklichkeit sein konnte, ergibt sich beispielhaft auch aus den Akten. Das Bankhaus Hardy & Co., Berlin W 8, das den zurückgelassenen Aktienbesitz der Cohns verwaltete, stellte sich gegenüber den Finanzbehörden und der Geheimen Staatspolizei lange dumm und verzögerte so die Beschlagnahme erheblich. Noch im Oktober 1942 formulierte die Bank in einem offiziellen Brief an den Oberfinanzpräsidenten den ausdrücklichen Hinweis, daß Zweifel über den Eintritt des Vermögensverfalls bestehen, und dass daher durch den Oberfinanzpräsidenten erst Feststellungsbescheid des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD zu beantragen ist. Der Höhepunkt dieses Schreibens ist aber der Hinweis unter "Sonstiges": Es ist uns nicht bekannt, ob die Betreffenden Juden sind und welche Staatsangehörigkeit sie besitzen. Dies war eine für die damalige Zeit wirklich mutige Haltung der Bank und ihrer Mitarbeiter. /39/ Bei Kriegsbeginn wurden die deutschen Flüchtlinge in England in drei Kategorien eingeteilt. Kategorie „A“ waren ‚enemy aliens’, die sofort verhaftet wurden. Kategorie „B“ waren ebenfalls enemy aliens, die aber zunächst in Freiheit blieben. Sie wurden erst ab Mai 1940 interniert. Die dritte Kategorie „C“ , etwa 30.000 Flüchtlinge, bezeichnete man als ‚friendly aliens’ oder ‚friends of England’. Sie wurden nach dem Fall von Dünkirchen (vollständige Besetzung Frankreichs durch Deutschland im 2. Weltkrieg) im Juni 1940 nach Kanada und Australien ausgewiesen. /40/ Am 16. Juli 1940 wohnte sie in Court Leys, Toot Baldon und ab 21. August 1940 in 38, Chalfont Road. Am 8. März 1943 bezogen beide in 107 Woodstock Road eine neue Wohnung. Sie fühlte sich sehr einsam und verzweifelt und machte ihren Gönnern Kummer (B404): „She is one of those women who has never done anything for herself & has lived entirely in her husband. Also, alas, we cannot give her any music here, which has apparently been her great emotional enjoyment.“ /41/ Abgebildet im Katalog «Chinese Paintings in the Ashmolean Museum»,herausgegeben von Shelagh Vainker, Oxford 2000, Seite 8. Diese Porträtserie befindet sich heute im „Department for Western Manuscripts“ des Ashmolean Museum. /42/ Die Cohns waren vorübergehend wieder nach London gezogen, NW3, 52 Belsize Avenue, waren aber dort nicht glücklich. „We are staying in a furnished room with a gas-heating, and this is of course a very unpleasant situation”. Erst am 21. März 1946 zogen sie um nach 63c Fairholme Road in London W14. /43/ Oxford University Archives /44/ Private Mitteilung von Prof. Michael Kauffmann: My own close knowledge of William dates from the years 1950-53 when I was a student at Oxford. During these years he was quite active as a teacher, giving classes on different aspects of Oriental art, Indian, Chinese and Japanese. Although these were not part of any degree syllabus, they were always attended by some 6 or 8 enthusiasts and they were on offer to any student in the University. His sympathetic character, his wide knowledge and his love of the material made him a popular teacher. It was a small class, but nobody ever dropped out. /45/ Die Akten zeigen, dass nie daran gedacht war, für dieses Fach die Stelle eines Readers einzurichten. /46/ Die Einbürgerung erfolgte mit der Eidesablegung am 7. Februar 1947 gemäß «British Nationality and Status of Aliens Act, 1914», Section 2, as resident of Oxford, ordinary Certificate dated 28.1.1947, Certificate Categorie AZ (ohne Kinder) Nr. 22468. Nach dem Gesetz erstreckte sich die Staatsbürgerschaft automatisch auf die Ehefrau Isabella. (B300). /47/ Private Mitteilung von Prof. Michael Kauffmann: The Museum of Eastern Art was situated on the top floor of the Indian Instiute, a Victorian building at the corner of Catte Street and Holywell. The collections were, I believe, always part of the Ashmolean Museum. William was very active in curating the collection, not only mounting the display but also ensuring that the old card index was brought up to date and the labelling was clear and informative. /48/ Die Times berichtete am 17. November 1949 von der Eröffnung durch Lord Killearn. Dieses erste Museum in Groß-Britannien, das ausschließlich der Ostasiatischen Kunst gewidmet ist, enthielt zu dieser Zeit Skulpturen und Keramik aus verschiedenen Beständen, wie der Sayce Farrar Sammlung und der Mallet-Sammlung, Stiftungen privater Sammler wie dem Londoner Zeitungsverleger Sir Herbert Ingram, neben alten Stücken aus dem Indian Institute und dem Ashmolean Museum selbst. Das Museum gehört heute zum Department for Oriental Art des Ashmolean Museum. /49/George Hill: Bibliography Dr. William Cohn. In honour of his seventy-fifth birthday, 22 June 1955. Bruno Cassirer Oxford, 1955. /50/Oriental Art. NS. Vol.1, No.3, 1955. p.128; Dr. William Cohn 75th Birthday and Retirement. It would not be fitting for this periodical to let pass unnoticed the 75th birthday and the retirement of Dr. William Cohn, the head of the Museum of Eastern Art in Oxford. It was under his guidance and editorship that ORIENTAL ART was first published. Certainly no scholar in the field of eastern art has done more for these studies than he. The bibliography published on his birthday records no less than 232 contributions to our studies. More important perhaps than these are the unlistable contributions of enthusiasm and affection which he inspires in all who come into contact with him. The list is long of scholars who took their first steps in oriental art under his gentle, encouraging guidance. We are fortunate that his energies are unimpaired by the years and that he will continue to work in close association with the Museum which he created. The following excerpts from only some of the letters received from all over the world give an idea of the universal esteem in which he is held and the good wishes which go with him. Archer, W. G. : The coming of Dr. William Cohn to England in 1939 was an event of great significance for Oriental studies in this country . . . he is perhaps the last of an earlier generation which took the whole of the east as its field. His knowledge has a breadth which today is almost unique . . . if today Indian sculpture is generally recognized as one of the world's greatest arts, this is due, in no small measure, to Dr. Cohn's magnificent advocacy. Auboyer, Jeannine: Cet anniversaire, que nous célébrons tous très affectueusement avec le Dr. Cohn est un couronnement, une belle étape pour mesurer les résultats d'une telle carrière. Et l’on souhaite que ce soit le début d'une nouvelle tranche de travaux, dans la paix du labeur accompli et la ferveur jamais éteinte d'un connaisseur passionné des arts asiatiques. Bluett, E. E.: During the past seven years the Museum of Eastern Art at Oxford has enjoyed the immensely valuable services of Dr. William Cohn as its curator . . . the Museum is fortunate in securing a successor who has enjoyed the advantage of studying for some years under one who possesses exceptional powers of conveying his knowledge ... in his bibliography the reader will gain some impression of the breadth of this scholar's knowledge and some measure of his value to the Institution over which he has presided during the past decade. Bulling, A.: Dr. William Cohn has occupied a place all his own in the world of Oriental Studies. His pupils value him in particular for his charming personality, his integrity as a scholar and most of all for his kindness and fairness of judgement. David, Sir Percival: An intrepid scholar, an ardent enthusiast and a tireless researcher, it was not in vain that I asked him for his opinion on some rather knotty problem of historical research . . . That he has remained in England . . . has been the cause of great good fortune for all of us here, and in particular for that of Oxford, whose Museum of Eastern Art which he has directed has grown familiar to a wide circle of students and scholars the world over . . . His many friends and well-wishers sincerely hope that retirement from his active duties will not mean the end of those pursuits which have made him so significant a figure in the world of eastern art, but that the leisure he will now enjoy will enable him to carry forward to a worthwhile conclusion the exploration of at least some of the outstanding lines of inquiry in a field he has already so greatly enriched. Ecke, Gustav: I recall reading how an octogenarian was presented to King George V for a decoration, and how the King asked, " What did you do all these years ? " William Cohn would not need to answer for himself. His outstanding work as a pioneer scholar is known wherever there is interest in Oriental Art and his manifold publications have become standard . .. It was in Cohn a unison of knowledge and devotion to his task which kindled a spark (in me) never to be extinguished. His personality, however, let me become a friend for life . . . more than words his deep humanity, replete with wisdom and inspired taste prepared a young student for a life-time in China. Thank you, William Cohn. Hansford, H. Howard: I am glad of this opportunity to record my sincere admiration of Dr. Cohn and my good wishes to him on the occasion of his seventy-fifth birthday. There must be few students of eastern art who can recall the days before their subject was being constantly enlightened and enlivened by his scholarly writings. But it is only in more recent years through his own experience of adversity, valiantly overcome, that we in England have enjoyed the privilege of his gracious friendship and that of his charming and devoted wife. Ingram, Sir Herbert: Dr. Cohn, I am glad to say, has been a friend of mine for some years now ... I have always found him friendly and equable and not one who is anxious to throw his weight about, notwithstanding his very wide knowledge of Oriental Works of Art ... It is through his contacts that I have been able to place several pieces from my collection on exhibit in Oxford, and, what is more important still, it is my contact with him that has enabled me to come to the decision to make a bequest of my collection to Oxford, which I have reason to believe they will be glad to have as a representative Collection of Early Chinese Wares. I shall feel Dr. Cohn's retirement as a personal loss ... I wish him a very happy old age and capacity to occupy and enjoy his work. Pope, John Alexander: William Cohn's retirement, at the age of 75 ... marks the official end of a career almost as long as the period during which Far Eastern art has been a subject of serious study in Europe and America. At 70, when most scholars begin to think in terms of tapering off to lead a quiet life, he had the imagination and initiative to plan the founding not only a new museum but also a new periodical, ORIENTAL ART, and the energy to see them through . . . Knowing the man one cannot but feel that Dr. Cohn's retirement is purely formal; and it is a pleasure on that occasion and that of his birthday to send him congratulations and wish him many more years of fruitful study. Reidemeister, Leopold: Ein Wort des Glückwunsches und Grußes für Sie kann nur ein Wort des Erinnerns sein ... Es war vor mehr als 30 Jahren . . . als Sie mich, den jungen Volontär . . . in Berlin, in die mir noch fremde Welt der Kunst des Fernen Ostens einführten. Sie geizten nicht, Ihr Wissen und Ihre Erfahrung einem Jüngeren zu vermitteln ... In Ihrem Wesen von Güte bestimmt, hatten Sie stets Verständnis für den anderen . . . Enge Vorurteile waren Ihnen ein Greuel . . . Hierdurch bin ich Ihnen immer dankbar verbunden. Siren, Osvald: I would like to use this opportunity of joining my distant voice to those of closer friends in wishing Dr. William Cohn happiness and success during the fourth quarter of his life ... in Berlin 40 years ago he so successfully contributed to the atmosphere of friendship as well as to that of learning and research which was always so stimulating. Sparks, Peter: 'All of us in England know how much he has done for the Museum of Eastern Art, Oxford . . . and the wonderful work he did as editor of ORIENTAL ART when it was first published, which gave so much help and interest to all lovers of Chinese Art . . . one can only feel that it is a happy thought that he can go into retirement with such respect from all his many friends. I cannot end this small appreciation without mentioning Mrs. Cohn, who has always been at his side throughout his work. The geniality and kindness of their joint personalities have always endeared them to their friends. van Lohuizen-de Leeuw, J. E: Orientalism in general is indebted to him for his contribution to the development of our knowledge of Asiatic art and Oxford in particular owes him a great debt ... his qualities as editor have found expression in the long series of that invaluable periodical Ostasiatische Zeitschrift and the first volumes of ORIENTAL ART. Now that some time-absorbing duties are being taken off Dr. Cohn's shoulders his scholarship and energy will undoubtedly find expression in many more contributions to the knowledge of Oriental art ... my flower in our posy of tributes is named Gratia Grandiflora and it carries with it a wish for a long and happy life. Visser, H.B E.: What I have always admired in Dr. William Cohn is the fact that he combines appreciation and knowledge of the two vast domains of Asiatic art. . . for more than 30 years I have watched his great activities as an author and editor . . . nobody was better prepared to act as editor when ORIENTAL ART came into being . . . his range is amazing and few authors on the art of Asia have been able to give their opinions on so many fields. von der Heydt, E.: It is now 30 years ago that I met him . . . I was at once under his spell and since then he has given me many proofs of his friendship in advising me about my art collection . . . It is of course not only his importance as a scientist which impressed me so much, but also his high character full of wisdom and understanding. Other letters were received too late for inclusion in this tribute. /51/ British Library Mss. Eur F236/252. The coming of Dr William Cohn to England in 1939 was an event of great significance for Oriental studies in this country. An art-historian devoted to museology, he is perhaps the last of an earlier generation which took the whole of the East as its field. His knowledge has a breadth which today is almost unique, for he is conversant not only with the art of China and Japan but with that of Turkestan, Indonesia, India, Persia and the near East. Although in recent years he has specialised in Chinese and Japanese art, he has never lost his interest in Indian sculpture, and his masterly review of Rowlands' Art and Architecture of India in the Burlington two years ago showed how effectively he had kept abreast of modern developments. In Indian art he has indeed been a pioneer for along with Havel and Coomaraswamy. He was the first to point out the true significance of Indian sculpture at a time when it was still neglected and scorned. His Indische Plastik published in 1920 was a revolutionary work, respect for which has grown with the years and if today Indian sculpture is generally recognised as one of the world's greatest arts, this is due, in no small measure, to Dr Cohn's magnificent advocacy. (Rowland, Benjamin, The Art and Architecture of India, Buddhist, Hindu, Jain, London 1953; Burlington Magazine, S. 340-341 (1953). /52/ Peter C. Swann schrieb in Oriental Art. NS. VII, No.2 (1961), p.90 : Only recently we celebrated the 80th birthday of William Cohn, pioneer in Oriental studies and former editor of this periodical. It is with the very greatest sadness that we must report his death. We print here a shortened version of the address which, as his successor, I had the sad task to make at his funeral. Over the centuries, Oxford has been fortunate in welcoming to a permanent home many distinguished foreign scholars. Few in so short a time have more enriched the University of their adoption than William Cohn. He came here, already rich in years and scholarly achievement, at an age when most men would consider their life's work done and be well content to pass their remaining time in peaceful retirement. Not so Dr. Cohn. Completely putting away the bitterness which might have clouded the life of a lesser man, he plunged with great energy into building in Oxford what was the first museum in this country devoted exclusively to the arts of the East - in the study of which he was a most eminent pioneer. He once told me that he considered himself a fortunate man - fortunate in that whereas most museum men during a lifetime are lucky if they produce one museum, he had had the good fortunate to create three. Three museums and nearly 250 contributions to learning is no mean achievement. This last museum in Oxford was perhaps his most notable. He did not retire from service to the University before he was 76. I saw him a few days before he died and he said that his main desire to live was to see the completion of the new galleries of Eastern art in the Ashmolean Museum. These indeed will, I hope, be the culmination of his work here. During what seems an incredibly short number of years he built, within an institution not particularly renowned for speed of action, one of the world's foremost collections. I shall miss the frankness and sincerity with which he expressed his approval and his disapproval. Those of his pupils, like myself, who owe him a great deal, and there are many of us, will remember a teacher of deep sensibility, insight, and above all, of infinite encouragement. The enthusiasm and confidence he imparted were indeed so beguiling that one did not fully realize the difficulties of the subject until one was completely lost to the arts he held most dear. His perceptive mind remained crystal clear until the illness which claimed him. As a foreigner living among us his warmth, genuine interest and gentle charm endeared him to us all. The enigmatic English remained to him a constant source of mystery and affectionate amusement. His unfailing sense of fun was the mark of a truly youthful mind. He was well cared for by a most devoted wife to whom our deepest sympathies are extended. His friends were legion and they will mourn a great man. No degree was more fully merited than the doctorate honoris causa which Oxford bestowed upon him last year. It moved him deeply to receive on his 80th birthday this visual mark of the University's appreciation of his efforts on its behalf. In a touching way he felt that the confidence that his friends had placed in him had been justified, that he had repaid a debt of hospitality. Indeed, this great scholar has more than fully repaid any imagined debt. He left Oxford immeasurably richer for the too few years at the end of a full life that he spent with us. The debt is certainly ours. In Artibus Asiae, XXIV,1 1961. p.56 schrieb Eduard von der Heydt: Kurz nach dem ersten Weltkriege lernte ich Dr. William Cohn kennen, und es entstand sofort zwischen uns eine lebhafte Freundschaft. Ich war damals im Begriff, meine chinesische Sammlung aufzubauen und empfing von ihm manchen guten Ratschlag. Abgesehen von seinem großen Wissen in der ostasiatischen Kunst war er ein besonders lieber Mensch und treuer Freund. Ich werde sein Andenken in hohen Ehren halten. /53/ Die ersten Vorlesungen wurden gehalten von Basil Gray (1964); John Pope (1965); W.G Archer (1966); J.E. van Lohuizen-de Leeuw (1967); aus Deutschland eingeladen waren bislang Dietrich Seckel (1974) Klaus Brisch (1979); Herbert Hartel (1980); Beatrix von Raguée (1982); Roger Goepper (1988); Doris L. Croissant (2000). Die Vorlesung am 15. März 2005 wurde von Rose Kerr (ehem. Keeper of the Department of Far Eastern Art at the Victoria & Albert Museum, London) zum Thema Chinese Porcellain, achievements and disasters at Jingdezhen gehalten. /54/ Nach Cohns Tod war sie zunächst ein Legat am Ashmolean Museum, wo die Witwe Isa Cohn bis zu ihrem Ableben an der Übersetzung der handschriftlichen Notizen in deutscher Sprache ins Englische beschäftigt war (Briefe Isa Cohn an Dr. Therese Kümmel, Berlin 1969-1971).zurück
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